01.07.2021
Ich-Du-Wir: Zurück und zwar in Farbe

Wenn wir der Zeit im Distanzunterricht eine Farbe zuordnen müssten, wäre es wahrscheinlich ein sehr tristes grau. Bis auf die Zeitersparnis beim Schulweg brachte die digitale Beschulung wenige Vorteile mit sich – vor allem für eine Schule, der das bunt sein – das Lernen durch Vielfalt und in Gemeinschaft so sehr am Herzen liegt, wie der Gesamtschule Norf.
Umso größer war die Freude, als alle Schüler_innen zum Präsenzunterricht zurückkehren durften. Der Schulalltag wurde schnell wieder aufgenommen, aber es fühlte sich immer noch nicht so an wie vorher. Es wurde weiterhin eine gewisse Distanz erlebt – Die Masken und die begrenzten Möglichkeiten miteinander in Austausch zu treten, warf für viele Schüler_innen immer noch ein tristes Licht auf das Lernen.
Vor allem Vivien und Franziska haben sich sehr auf die Schule gefreut und empfanden die Rückkehr nach so langer Zeit als nicht bunt genug. Anstatt sich an diese Situation anzupassen, wollten die beiden handeln. Inspiriert durch die Plattform TikTok, schlugen die beiden 7. Klässler_innen ihrer Lehrerin Marta Osinska ein Klassenprojekt vor, um das Gemeinschaftsgefühl zurückzuerobern: Die Color week. Eine Woche lang sollten sich alle Klassenmitglieder farbig gleich kleiden; jedem Wochentag wurde dafür eine andere Farbe zugeordnet. Die beiden Mädchen wollten damit ein Zeichen setzen, um die einsamen Tage hinter sich zu lassen und einheitlich in eine verbundenere Zukunft zu blicken – Ein Vorschlag, der für Vivien und Franziska ungeahnt zu etwas Größerem werden sollte: „Eigentlich sollte nur unsere Klasse mitmachen. Frau Osinska fand die Idee aber so gut, dass sie sie direkt in der Lehrerkonferenz weitergegeben hat.“ Aus einem Klassenprojekt, angedacht für 27 Schüler_innen, wurde plötzlich eine Projektwoche für rund 1000 Teilnehmende.
Das bedurfte größerer Planung als zu Beginn angenommen: Es wurden Flyer erstellt, Aushänge vorbereitet und Durchsagen gemacht, um alle dazu aufzufordern, die zurückgewonnene Gemeinschaft gebührend zu feiern. Die beiden Mädchen waren überrascht: „Wir hätten nicht gedacht, dass so viele mitmachen. Am Anfang hatten viele noch Angst die einzigen zu sein, die sich an die Farben halten, aber ab dem zweiten Tag sind es immer mehr geworden.“ Und tatsächlich kam nicht nur die Klasse 7.2 vom 14.06.21 – 18.06.21 in einheitlicher Farbe in die Schule. Neben einer großen Anzahl weiterer Schüler_innen zeigten sich auch die Lehrkräfte, die Schulsozialarbeit und die pädagogischen Mitarbeiter_innen der Schule und ihrem Leitbild farblich verbunden.
Für einige schien es zuerst verwunderlich, dass bei einer „Color week“ auch Farben wie schwarz und grau getragen werden sollten. Vivien und Franziska empfanden es aber als wichtiger, dass möglichst viele Personen an dem Projekt teilhaben konnten, als dass die Farben besonders bunt wären: „Wir haben Farben gewählt, die die meisten sowieso zu Hause haben.“ Dieses Ziel haben sie sichtlich erreicht. Sie trugen ihre Farben mit Stolz und freuten sich über alle, die es ihnen gleichtaten.“
Marta Osinska
